Agilität ist viel mehr, als “nur” Projektmanagement
…und: Agilität ist nicht nur eine Methode, wie z.B.: Scrum oder Kanban.
Landläufig gibt es viele Missverständnisse zu Agilität und agilem Arbeiten:
- Das ist nur etwas für die IT und Entwicklung von Software
- Agilität ist nur etwas für Unternehmen oder Abteilungen, die Produkte entwickeln
- Agilität ist nichts für Kleinbetriebe
- Im Mittelstand kann man Agilität kaum einsetzen. Wenn dann nur ab einer bestimmten Größe.
Agilität wird oft auf Methoden reduziert oder aus der Methoden-Perspektive betrachtet. Dabei ist Agilität im Kern viel mehr: Agilität ist ein (nach meiner Meinung besserer) Weg, um außerordentliche Resultate zu erzielen und Menschen großartig zu machen.
Viele, vor allem kleinere Betriebe denken, dass Agilität nichts für sie ist. Das ist ein Irrtum. Oft bemerken sie nicht, dass sich manche Konkurrenten schon lange damit auseinandersetzen und stetig weiter davon ziehen.
Vor kurzem war ich Teil einer Unterhaltung mit mehreren Mitarbeitern unterschiedlicher, produzierender mittelständischer Unternehmen. Ein Mitarbeiter sagte: “Wir sind uns nicht sicher, ob Agilität etwas für uns ist. Wir merken aber, das es im Unternehmen nicht mehr so richtig voran geht. Einige Kunden sind zur Konkurrenz abgewandert. Unser Chef ist da aber ziemlich zögerlich. Er sagt, dass er dieses agile Zeug nicht richtig versteht und was das überhaupt bringen soll. Also beschäftigen wir uns erst überhaupt nicht damit.” Darauf sagte ein Mitarbeiter eines anderen Unternehmens kurz und recht trocken: “Also wir sind ja in einem ähnlichen Segment wie ihr unterwegs und wir arbeiten seit zwei Jahren agil. Ich sag euch: Wenn ihr nicht bald damit anfangt, seid ihr ganz schnell weg vom Fenster.”
Das war sicherlich etwas drastisch und hat doch einen sehr wahren Kern…
Kannst du für dein Unternehmen eine oder mehrere der folgenden Punkte nachvollziehen?
- Die Umwelt verändert sich immer schneller und ist komplexer und unberechenbarer geworden. Darauf müssen wir flexibler reagieren. Nur wie?
- Die Konkurrenz ist schneller als wir. Zudem liefert sie eine höhere Qualität. Die Kunden sind anspruchsvoller geworden, erwarten das auch von uns. Das müssen wir auch erreichen. Aber wie soll das funktionieren, ohne noch mehr Überstunden zu machen oder weitere Mitarbeiter einzustellen?
- Wir sollten unsere Zusammenarbeit verändern. Die Kommunikation könnte besser sein. Oft weiß der eine im Team nicht bescheid, was der andere macht. Wir brauchen einfach anzuwendende Lösungen, die keinen Mehraufwand generieren.
- Mehr Eigenverantwortung wäre cool, aber wie kann man das möglich machen, ohne zu überfordern?
- Wir arbeiten alle hart, aber der Austausch bleibt auf der Strecke. Dadurch entstehen Fehler, die viel Geld kosten und wir lernen zu wenig daraus. Das muss sich schnell ändern, aber wir haben keine Lösung dafür.
- Wir brauchen Praktiken, um das, was wir aus unseren Projekten lernen, besser in der gesamten Organisation transparent zu machen und zu verankern, damit alle davon profitieren können.
- Wir kriegen unsere Aufgaben zwar irgendwie geregelt. Wenn wir aber schneller erkennen könnten, wo es gerade klemmt, wäre das eine große Hilfe.
- Unsere Chefs sind hoffnungslos überlastet. Wir müssten einen Weg finden, wie wir Aufgaben so auf die Teams verteilen, dass diese mehr in Eigenregie erledigen können. Wir haben schon von Selbstführung und Selbstorganisation gehört. Aber kann so etwas wirklich funktionieren?
Für all diese Fragen gibt es Lösungen aus der agilen Welt.
Mit dem Einsatz dieser Praktiken ist es alleine aber nicht getan. Das gilt auch für den Einsatz agiler Methoden.
Agilität bedingt eine bestimmte Haltung, die man erkennen und verstehen muss. Auch das ist kein Hexenwerk. Es muss den Beteiligten aber bewusst sein.
Die Haltung drückt sich in Dingen aus wie:
- Es ist uns bewusst, dass wir Fehler machen werden, aber wir begrüßen sie als Möglichkeit schnell zu lernen.
- Es geht darum echte Zusammenarbeit auf Augenhöhe zu erreichen, damit jeder zu seiner besten Leistung kommen und seine Fähigkeiten entfalten kann.
- Wir probieren deshalb neue Dinge aus. Wenn etwas nicht funktioniert, machen wir kein Drama daraus, sondern erkennen, was wir daraus lernen können, um uns zu verbessern.
- Wir stellen Dinge regelmäßig auf den Prüfstand und schauen nach großem und kleinem Verbesserungspotential. Das gilt für Technik, Prozesse und vor allem für unsere Zusammenarbeit.
- Wir schaffen ein Klima, eine Kultur, in der sich jeder sicher fühlen kann, um sein Bestes geben zu können, auch, wenn einmal Fehler passieren.
Agile Prinzipien bilden den Ausgangspunkt, um mit hilfreichen, einfachen Praktiken in jedem Betrieb effektiver und effizienter arbeiten zu können.
Die Basis aber sind Bewusstsein und Werte. Bewusstsein, dass sich etwas verändern muss, in der Art und Weise wie wir Zusammenarbeiten.
Agilität fußt auf Werten. Darauf bauen Prinzipien und Praktiken auf. Erst dann kommen die Methoden.
Werte-Klarheit bringt Entscheidungsklarheit und Richtung.
Prinzipien klären Dinge im Grundsatz. Viele Regeln erledigen sich, die Zusammenarbeit wird einfacher, unkomplizierter und schneller.
In der “agilen Welt” haben sich unzählige wirksame Praktiken entwickelt. Diese bringen auch ohne die Anwendung von Methoden wie Scrum, viel Agilität ins Unternehmen. Sie sind einfach in der Anwendung und im Grundsatz für alle Unternehmen und Unternehmensbereiche geeignet.
Diese Prinzipien und Praktiken sind grundsätzlich leicht zu verstehen und einfach umzusetzen. Man kann Sie leicht verstehen und lernen, etwa im Seminar “Agil agil werden!”, das mein Kollege Holger Dierssen entwickelt hat. Hier lernt ihr alle Aspekte der Agilität kennen und wie die Umsetzung im Unternehmen gelingt.
Die alten Gewohnheiten zu ändern und durch neues Handeln eine neue agile Kultur und eine agile Haltung (ein agiles Mindset) entstehen zu lassen ist schon eher eine Herausforderung, die Offenheit, Ausdauer und Willen erfordert – und professionell begleitet werden sollte.
Dazu bieten wir gerne unsere Unterstützung an. Kontaktiert uns für eine kostenlose Erstberatung.
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